Diese Diskussionen zu Job und Sozialen Medien, die ich schrecklich ermüdend finde... (Teil 1)

Es gibt Diskussionen im Netz, bei denen ich in dem Moment wo sie auftauchen schon so richtig keine Lust mehr habe: Weder auf die "Diskussion" noch auf die Leute, die sie führen. Es sind diese Themen, die man eigentlich mit dem einen Satz "Das ist Unsinn." abklatschen kann und es sind Leute, bei denen man eigentlich nur die Augen verdrehen, sich umdrehen und gehen sollte.

Es lohnt die Diskussion nicht. Inhaltlich weiß man gar nicht wo man anfangen soll, weil die gesamte Konstruktion auf falschen Annahmen basiert und persönlich sind die Protagonisten dieser Themen meistens nicht zu einem echten Diskurs bereit oder fähig, weil für sie diese ganze wackelige Konstruktion eine granitfeste universelle Grundwahrheit darstellt, die gar nicht in Frage zu stellen ist.

Dennoch muss man sich manchmal damit beschäftigen, denn diese Leute verbreiten diese Themen ja hin und wieder sehr erfolgreich. Sie landen nämlich regelmäßig in den Medien, die offensichtlich nur über ein Kurzzeitgedächtnis verfügen und quasi die Diskussion immer wieder am Nullpunkt beginnen - also an der Stelle, an der eine schon oft entkräftete These eine nagelneue Erkenntnis ist, über die anscheinend noch nie jemand ernsthaft nachgedacht hat.

Daher fange ich mal an, die abzuarbeiten...

1. Das mit dem Arbeitgeber, der Facebook nach Partybildern von Bewerbern durchsucht

Die These ist: Menschen vergeigen sich ihre Bewerbung, weil offenherzigere private Bilder, politische Ansichten oder eventuell "schräge" Hobbies in Sozialen Netzwerken sichtbar sind.

Da stimmen einige Grundannahmen nicht

Die erste ist, dass PersonalerInnen sich so sehr für das Privatleben von BewerberInnen interessieren, dass sie z.B. ein Facebook-Fotoalbum eines ordentlichen Ballermann-Exzesses als Ausschlusskriterium für eine Arbeitsstelle betrachten. Tun sie im Regelfall nicht.

Die zweite ist, dass die private politische Haltung für die Vergabe einer Stelle eine wichtige Rolle spielt. Das ist schlicht nicht der Fall, solange diese nicht besonders extrem ist. Und wenn, dann würde diese Haltung Schuld daran sein, dass jemand einen Job nicht bekommt und nicht, dass man sie auf einem Social Media Kanal lesen kann.

Die dritte ist, dass es überhaupt ein irgendwie anerkanntes Bewertungsmodell gibt, das dafür genutzt würde, private Aktivitäten - die von BewerberInnen öffentlich in Social Media Kanälen sichtbar sind - in die Entscheidung einfließen zu lassen, ob jemand einen Job bekommt oder nicht. Das gibt es schlicht nicht.

Wegen privaten Umständen abgelehnt wird man heutzutage immer noch vor allem deswegen, weil man Kinder hat. Und diese Gefahr betrifft grundsätzlich alle Frauen, egal ob sie ein arbeitgeberfreundliches Facebookprofil führen oder nicht (und die Männer, die beim Bewerbungsgespräch Einschränkungen zu Gunsten der Familienzeit durchsetzen möchten).

Warum hält sich diese These dann so hartnäckig?

Es scheint zu stimmen, weil man ja so viele Beispiele kennt. Aber sind das wirklich die richtigen Beispiele für diese These? Und sind das wirklich so viele Beispiele oder ist es doch immer wieder nur das eine, selbe Beispiel, das seit Jahren wieder und wieder herangezogen wird, um diese These zu belegen?

Ich meine nämlich: Weder passen die Beispiele noch sind es so viele, dass man daraus eine Regel ableiten kann.

Der Irrtum, der sich bei allen Diskussionen durchzieht ist nämlich: Man setzt den Extremfall als Regelfall ein.

Natürlich kann es sein, dass jemand durchfällt, weil es einen Eintrag oder fatale Fotos auf Facebook gibt, die beim Googlen nach einem Namen auftauchen. Aber dann sind das auch entsprechend krasse Fälle:
Ausländerfeindliche Pegida-Parolen, Statusmeldungen wie "Ich feier heute mal wieder krank fu chef lol" oder ein Album mit Stalker-Fotos aus der örtlichen Straßenbahn. Die gibt es. Die sind aber nicht der Normalfall. Solche Leute werde ich aber auch nicht in der Firma behalten, wenn ich erst später merke, dass die nicht zu mir passen. Es ist nicht ihr Verhalten auf Facebook schuld, dass diese Leute nicht eingestellt werden, sondern eben ihr Verhalten.

Ebenso gibt es auch Jobs, bei denen bestimmte Voraussetzungen bestehen, die dann eventuell auch eine höhere Disziplin bei der Nutzung von Social Media erfordern. Das sind aber Ausnahmen und diese Voraussetzungen sind zum einen in den seltensten Fällen so umfassend, dass man ständig überlegen muss, ob man einen Twitterstatus jetzt wirklich abschicken kann oder nicht und zum anderen sind Menschen, die sich auf solche Jobs bewerben, sich dieser Einschränkung auch bewusst (ansonsten wären sie ja ohnehin falsch).

Ein wenig spektakuläres Fazit

Daher gilt: Im Normalfall, für nahezu alle Bewerberinnen und Bewerber und für die meisten ganz normalen Jobs, ist es völlig unnötig, sich Gedanken darüber zu machen, ob ein potenzieller Arbeitgeber sich Social Media Profile anschaut.

Das ist natürlich keine Schlagzeile wert und daher werden wir immer wieder von den Ausnahmen hören und lesen. Was ich nicht mal schlimm finde, solange wir nicht ständig den Irrtum begehen, die für die Normalität zu halten und in vorauseilenden Aktionismus zu verfallen...

Prost.